Bildstöcke
Dachbildstock
– Standort: Elisabethkapelle
– Auf prismatischen Sockel steht ein Vierkantsäulenschaft, darauf das Dachhaus mit 3 Bildseiten.
Das Frontbild zeigt “Die Kreuzigung”
– rechts Seitenbild “Die Auferstehung”
– linkes Seitenbild “Petrus mit Himmelsschüssel”
Geschichte:
Der vermutlich älteste Bildstock Reiterswiesens, hatte seinen Platz in der alten Friedhofsmauer. Später Aufstellung am heutigen Platz.
Sockel, Säule und Gehäuse charakterisieren die Form, die sich die meisten Leute unter einem Bildstock vorstellen. Diese Form hat sich auch am meisten durchgesetzt und kann in Reiterswiesen auch am meisten in Flur und Dorf gefunden werden. Einer der ältesten dieser Gattung steht an der Kreuzung Kissinger Straße / Burgstraße, dort wo einst die Dorflinde stand. Der monolithische 200 cm hohe Bildstock aus Sandstein steht auf einem 40 cm hohen Sockel ohne Inschrift. Die Inschrift: „ANNO 1619 DEN 15 JUNI IST JORG BORST VON GROSSENBACH HOFBAVER V. BODELAW Jüber EMELICH DVRCH EINES BAVMES FALL ERDÖTET WORDEN DER SEL GOTT GENEDIG SEIN WOLL AMEN“, ist im Kapitell eingemeißelt. Darüber ist das Steinmetzzeichen eines unbekannten Künstlers eingraviert. Die beiden Voluten am Kapitell lassen schon eine Auflockerung von den geraden Zügen der Gotik zu den weichen Linien der Renaissance erkennen. Auf der Bildseite ist die Kreuzigung mit zwei seitlich angeordneten Assistenzfiguren dargestellt. Auf den Seitenflächen sind der Kirchenpatron Sankt Laurentius mit den typischen Erkennungsmerkmalen Buch und Rost, sowie der Heilige Kasparus als Namenspatron des Stifters Kasparus Weipert abgebildet. Man kann davon ausgehen, dass Jorg Borst noch einige Tage nach dem Unfall lebte, da sein Tos erst 9 Tage später in der Pfarrmatrikel erscheint. Auf alten Fotographien des Bildstockes kann man erkennen, dass das ursprüngliche 20 cm hohe Kreuz auf dem Gehäuse durch ein anderes ersetzt wurde, welches aber heute auch nicht mehr vorhanden ist.
Altarbildstöcke sind meistens Halltepunkte für Prozessionen oder Umgänge im Dorf. Selten sind sie, wie in Reiterswiesen, als Einzeldenkmale zu betrachten. Dieser einzelne Bildstock steht in Reiterswiesen an der Kissinger Straße zwischen Haus Nr. 72 und 74. Es scheint, dass der Bildhauer seine ganze Phantasie bei diesem kleinen Kunstwerk hat spielen lassen, denn im ganzen Landkreis wird man denselben Bildstock kein zweites Mal mehr finden. Der Tischsockel trägt die von der Kartusche (barocker Ornamentrahmen für Inschriften) umrahmte Inschrift „Steyd hochgelobt ihr Märtyrer Ihr 14 Heiligen an der Zahl Die ehemals sind erschienen auf dem Berg zu Frankenthal Errichtet im Jahr 1837“. Auf der Bildfläche sind die 14 Nothelfer dargestellt. Den Baldachin über dem Bildrelief halten zwei Putten (kleine, nackte, oft geflügelte Knaben). Der gesamte Aufbau wird vom heiligen Georg, dem Namenspatron der Stifter, bekrönt. Auf den seitlich ausschwingenden Voluten (schneckenförmige Spiralverzierung) befinden sich zwei Franziskanermönche, wovon der eine mit Sicherheit der heilige Antonius von Padua ist. Auf der Rückseite sind die Stifter Georg Greubel, dessen Ehefrau und Vater angegeben.
Auch ein steinerner Bildstock in der Flur, ist am Fuße des „Schemmels“ zu finden. Er erscheint dem Betrachter ziemlich unförmig, da die wuchtigen Proportionen des Sockels und der Säule die Aufsatztafel in den Hintergrund treten lassen. Der Tischsockel, der nicht wie der übrige Teil aus Sandstein, sondern aus Muschelkalk ist, trägt die Inschrift „Gelobt sey Jesus Christus 1915“. Die rechteckige Aufsatztafel zeigt in ihrer Bildnische ein Motiv, das unmittelbar darunter als Geißelung des Heilands auf der Wies bezeichnet wird. Dieses Passionsmotiv stellt den geschundenen Heiland dar, der an eine hüfthohe Säule geschmiedet ist. Derartige Bildstöcke wurden oft in Erfüllung eines Gelübdes gestiftet.
Bildstock aus Sandstein in der Grünanlage vor der Schule. Auf quadratischer, 20 cm hoher Sockelplatte erhebt sich der Bildstock, der aus 112 cm hoher Säule und 94 cm hoher Aufsatztafel besteht. Die Rundsäule mit viereckigem Basisteil, oben und unten durch Querringe gegliedert, zeigt an der Vorderseite das Relief eines Engelkopfes mit Fruchtgehängen. Der 18 cm dicke Bildstockaufsatz, der von einem Band gerahmt ist, das im Kleeblattkreuz mündet und von Akanthus umschlungen ist, zeigt die Geißelung Christi durch zwei Kriegsknechte. Im ovalen Schriftfeld des Zwischenstückes ist eingeritzt: anno 1723.
Auf der Rückseite des Aufsatzes ist in gleicher Umrahmung Christus am Ölberg mit drei Jüngern dargestellt. Bis vor Jahren war der Bildstock auf der Friedhofsmauer aufgebaut. Von dieser früheren Aufstellung verblieb noch die 82 cm x 69 cm große Sandsteinplatte in der Mauer, die aber jüngeren Datums als das übrige Denkmal ist, wie folgender Text aufzeigt:
An zwei Äcker magst du denken! Einen nur bestellest DU! In den anderen wird dich senken Gottes Vaterhand zur Ruh Also magst du heut und morgen Für ein gutes Saatkorn sorgen
Unter diese Inschrift ist ein PX Monogramm, mit Ähren geziert, eingemeißelt.
Der Kreuzschlepper
Der wohl beeindruckendste Kreuzschlepper steht, schon von weitem sichtbar, am Waldstück Eiches, nahe der Straße von Reiterswiesen nach Eltingshausen. Nach der Restauration von Bildhauer Bauer aus Aschach wurde der Kreuzschlepper aus Sandstein 1975 25m östlich von seinem alten Standort auf einem Betonfundament erneut errichtet. Der 97 cm hohe, mehrfach getreppte Sockel wird durch einen Blätterkranz geschmückt, der gleichzeitig die Umrahmung für folgende Inschrift bildet: In der Sterbematrikel (matricula defunctorum) ist zu lesen: 1721 Januarius 27 obiit eximproviso, improvisus Joannes Mauter, aetatis ann. circ. 64 praetor, a fissione querci circa genitalia graviter vulneratus. Durch diese Eintragung läßt sich schließen, dass er den Unfall zwei Tage überlebt hat. Die 138 cm hohe Rundsäule verjüngt sich leicht nach oben. Das Kapitell ist links und rechts durch eine Volute verziert. Das darauf folgende Zwischenstück, das mit Akanthus geschmückt ist, schildert auf der Vorderseite den Unfall, wie ein Baum auf einen Mann niederstürzt. Der kreuztragende Heiland richtet sich zu einer Höhe von 80cm auf. Somit erreicht das Denkmal eine Gesamthöhe von 350cm. Bei den älteren Dorfbewohnern hat sich folgende Sage gebildet: „Ein Bauer von Reiterswiesen hatte schon lange den Meßwein für da Kirchlein geliefert, dafür aber keine Bezahlung bekommen. Er dachte nun, sich selber auf gute Art bezahlt zu machen. Es kam ein Feiertag, an dem im Dorfe eine Prozession stattfand. Die ganze Gemeinde nahm frommen Anteil. Das kam dem Bauern sehr gelegen. Er konnte unbeobachtet die Eiche, die er schon lange im Gemeindewald ausgesucht hatte, fällen. Die Glocken läuteten, aber der Bauer schlug mit der Axt kräftig an die Eiche. Unvermutet fiel sie und schlug ihn tot.
Innschrift auf dem Kreuzschlepper
„Anno 1721 Den 25. Janua: auff pauli bekehrung ist Johann Mauder schultheiß seel: durch schückung gottes eines unglücklich: falls einer eichen mit Todt abgangen so haben seine 3 Kindter Zu der ehr gottes diesen bildstock auf seßen laßen alle die Vorbey gehen nach ihren belieben ein andächti: Vatterunser Zu ehr dem bidter leiden und sterben für die arme seel Zu betten.“
Ein weiterer Kreuzschlepper aus Sandstein ist in die Hofmauer des Anwesens Flurstrasse Nr. 8 eingelassen. Sockel und Säule sind hier überflüssig geworden, da die Mauer die Funktion dieser Bauteile übernommen hat. Die 130 cm breite, kreuzschleppende Freifigur richtet sich insgesamt zu einer Höhe von 120 cm auf. Außer der Jahreszahl 1872, die auf der Rückseite des flachen Sockels eingemeißelt ist, trägt dieses Kunstwerk keine Inschrift. Eine Rechnung, die bei den Besitzern einzusehen ist, hat folgenden Text: „Unterm Heutigen zahlte mir Johann Adolf Kiesel 50 Gulden für einen gefertigten Kreuzschlepper baar und richtig. Worüber dankend bescheint Nüdlingen den 21.5.1873, Ferdinand Hümler Bildhauer.“ Diese Rechnung gibt also sowohl Aufschluss über den Stifter als auch über den Bildhauer. Der Unterschied von einem Jahr auf Sockel und Rechnung, läßt sich wahrscheinlich darauf zurückführen, dass das Ereignis, aufgrund dessen der Kreuzschlepper gestiftet wurde, 1872 war. Wenn man bedenkt, dass ein Ei ungefähr einen Pfennig gekostet hat, sind die Kosten für das Denkmal für damalige Verhältnisse recht hoch gewesen (ein Gulden entspricht 168 Pfennige).
Darüber hinaus stehen noch zwei „klassische“ steinerne Bildstöcke in der Flur. Bei den jährlichen Flurprozessionen wird heute noch ein Altar an dem einen aufgebaut und für da Gedeihen der Feldfrüchte gebetet. Dieser im „Krautgarten“ stehende Bildstock ist insgesamt 225cm hoch. Die Inschrift „Jörg Borst Hat Got Zu Ehren Disse Biltnuß aufrichten lassen“ befindet sich, um eine Blattrosette herum angeordnet, auf dem Sockel. Durch die stark vorangeschrittene Verwitterung ist diese jedoch nur noch kaum zu entziffern. Auffällig ist auch hier das quadratische Basisteil der Rundsäule an dem sonst schlicht gearbeiteten Bildstock. Das grottenähnliche Gehäuse enthielt eine farbige Marienfigur mit Kind aus Kunststein. Diese Figur wurde entwendet und durch eine andere aus Plastik ersetzt.
Die Inschrift:
„Jörg Borst Hat Got Zu Ehren Disse Biltnuß aufrichten lassen“
Hochkreuze sind meist auf Anhöhen gelegen und daher schon von weitem sichtbar. Vornehmlich aus dem 19. Jahrhundert stammend, sind sie in ihrer Form und Konstruktion schlicht gehalten und erscheinen uns dadurch auf den ersten Blick als volkskundlich unergiebig. Im naiven Glauben des ländlichen Volkes sollen die Kreuze Schutzfunktion gegen Unwetter und Kriegsgefahr haben.
Das interessanteste, das nach seinem Standort bei den alteingesessenen Dorfbewohnern „Viehträ-Kreuz“ genannt wird, gründet sich auf den Bruderkrieg 1866. Nähere Umstände zu dieser Stiftung kann man aus den Erzählungen einer Urgroßmutter aus ihren Mädchenjahren entnehmen. Die wichtigsten Passagen aus dieser Geschichte, als die Preußen nach Reiterswiesen kamen, lautet wie folgt:“…Sie wollten nach Rannungen mit Hab und Gut flüchten und sich im Walde verstecken. …Die Frauen und Kinder saßen auf den Wägen und weinten und weinten immerzu. Die Männer liefen nebenher. So ging es durch das Dorf, bei der Ziegelei um die Ecke und den Viehtrieb hinauf. Als man auf der Höhe war, von der man das Dorf überblicken konnte, wandte sich der Schultheiß noch einmal dem Dorfe zu und sprach mit zitternder Stimme: „Hier will ich es schwören, wenn wir wieder gesund heim kommen und es ist nichts geschehen, so wollen wir ein Kreuz errichten lassen.“ Und weiter ging der Zug der Betrübten. …Dann zogen die Preußen wieder zurück nach Kissingen. …Gleich wurde ein Bote zu den Flüchtlingen geschickt und bald darauf kamen wieder alle zurück. Der Schulze, ein ehrlicher Mann, hielt sein Versprechen und das Kreuz ist heute noch sichtbar. Auf der Rückseite des Sockels sind die Namen der Stifter Georg Kiesel und seine Ehefrau Margaretha eingemeißelt. Auf der Vorderseite ist unter einem Bogenfries eine weitere Inschrift eingemeißelt, die zum Gedenken an die Gefallenen und Vermißten angebracht wurde.
Ein weiteres Kreuz steht in den Grünanlagen neben der Kirche. Bevor die Stadt Bad Kissingen die Straßenkreuzung Flurstraße / Kissinger Straße ausbaute und erweiterte, konnte man noch Mauerreste des alten Kirchleins St. Lorenz sehen, das von 1608 bis 1902 hier stand. Nach seinem Abbruch und dem Aufbau der neuen Kirche wurde an der Stelle des Chores von Valentin Greubel und seiner Ehefrau Elisabeth zur Erinnerung das Hochkreuz errichtet. Nach dem Ausbau der Straße wurde das Kreuz einige Meter näher zur Kirche hin versetzt. Die Namen der Stifter sind an der rechten Seite des Sockels verewigt. Die Vorderseite des Sockels trägt die Inschrift: „Gelobt sei Jesus Christus“. Besonders auffällig sind die beiden großen Voluten links und rechts am Sockel.
Das Vogelskreuz
Unterhalb des Hotel Sonnenhügel steht zwischen zwei Kastanienbäumen das sogenannte „Vogelskreuz“. dieser Name könnte auf den unbekannten Stifter hinweisen, da es in der näheren Umgebung keine örtliche Begebenheit oder Flurnamen gibt, die mit „Vogel“ zusammenhängen. Der Gartenbauverein, der bereits 1982 Pionierleistungen auf diesem Gebiet vollbrachte, legte hier eine größere Anlage mit Sträuchern und Sitzgelegenheiten an, die von den Mitgliedern des Vereins ehrenamtlich gepflegt werden. Seit dieser Pflege ist auch wieder ein alter Brauch wach geworden, nämlich das alljährliche Feiern einer Maiandacht an diesem Platz. Die Begeisterung der Bevölkerung sieht man darin, dass sehr viele Dorfbewohner dann zum Kreuz pilgern und frommen Anteil an der Andacht nehmen. An der Rückseite des Sockels ist die Jahreszahl 1887 eingemeißelt, die Vorderseite trägt in einem Bogenfeld die aus Schmiedeeisen gefertigte Inschrift: „Es ist vollbracht“.
Für den Betrachter relativ unergiebig ist das Hochkreuz am „Seeles“ bei der Abzweigung nach Arnshausen. Ursprünglich besaß das Hochkreuz einen Corpus des Gekreuzigten und eine Relieftafel mit Inschrift. Bei einem Verkehrsunfall an seinem alten Standort wurde es umgefahren und an seinem jetzigen Standort wieder aufgestellt. Gregor Sebastian Röder und seine Ehefrau stifteten 1875 das Kreuz aus unbekannten Gründen.
Vergleicht man die Hochkreuze, die in der Flur stehen, so fällt auf, dass sie ringförmig um das Dorf angeordnet sind und alle mit ihrer Bildseite, also Corpus und Kreuztitel auf die Kirche gerichtet sind.